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Dass die Sachsenberger Mehrzweckhalle die Bezeichnung „Knöchelhalle“ trägt, mag für junge und Nicht-Sachsenberger zunächst seltsam, vielleicht sogar etwas „gruselig“ klingen. Aber die Geschichte lehrt, dass es vom “Knöchelhaus” zur “Knöchelhalle” gar nicht weit ist ...


Die Knöchelhalle ist nach der Flur „Am Knöchel“ benannt, auf der sie erbaut wurde. Der “Knöchel” wiederum ist der von der Landesstraße durchschnittene Bergkegel nördlich von Sachsenberg.

Bereits 1675 wird in den alten Stadtchroniken ein Acker „Hinderm Knöchell“ oder auch „Hinderm Knüchell“ erwähnt. 1682 wurde der damals schon bestehende Fahrweg über den Knöchel nach Norden „eingehackt“, vermutlich also vertieft, um ihn bequemer passierbar zu machen. Der heutige Zustand mit dem tiefen Einschnitt wurde erst 1834 im Zuge des Ausbaus der damaligen „Bremer Straße“ (der heutigen L3076) geschaffen. Die beiden dadurch entstandenen Knöchelhälften heißen seitdem auch „Mädchenknöchel“ (auf der westlichen Seite) und „Jungenknöchel“ (gegenüber).
 
Südansicht mit KnöchelhäuschenAuf dem Knöchel wurde jahrzehntelang das Osterfeuer abgebrannt. Auch andere Feierlichkeiten fanden dort statt, wie etwa im Jahr 1913, als zum 100-jährigen Gedenktag der Völkerschlacht bei Leipzig ein Fackelzug zum Knöchel stattfand. Anschließend wurden dort patriotische Lieder gesungen und ein großes Freudenfeuer entzündet.

Das Knöchelhäuschen 1964Älteren Sachsenbergern ist noch das „Knöchelhäuschen“ in Erinnerung, das den Knöchel jahrzehntelang zierte. Im Zuge der Anlage einer modernen Wasserversorgung in den Jahren 1910-1912 wurde an der vorderen Wasche (heute Tretanlage) ein Motoren- und Pumpenhaus und auf dem Knöchel ein Hochbehälter mit 120 cbm Inhalt errichtet.

Der Knöchel war damals noch unbebaut und bot daher einen großartigen Ausblick in alle Himmelsrichtungen. So spendierte man dem Hochbehälter eine ummauerte und überdachte Aussichtswarte aus massivem Stein. Der Bau wurde von dem Bierbrauer Adolf Böhle, nach dem übrigens der Weg an der Knöchelhalle benannt ist, großzügig mit einer Spende unterstützt.

In späteren Zeiten wurde der Knöchel zunehmend für die Wohnbebauung genutzt, der am Ende dann auch das Knöchelhäuschen zum Opfer fiel. 1931 verkauft die Stadt im Zuge des Schulneubaus Bauland südlich des Knöchels und lässt die Straße „Vor dem Knöchel“, die heutige Ostpreußenstraße, anlegen. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen steigt die Einwohnerzahl nach dem zweiten Weltkrieg von 750 auf 1250, so dass 1947 weitere Bauplätze an der Ostpreußenstraße entstehen, um den benötigten Wohnraum schaffen zu können.
 
1965 wird ein Bebauungsplan für den gesamten Knöchel beschlossen, doch 1969 stellt sich heraus, dass der Knöchel noch nicht bebaut werden kann, da im 2. Weltkrieg ca. 10.000 qm an Görings Luftwaffe abgetreten worden waren.

Die Luftwaffe hatte zu Kriegszeiten im Knöchelhäuschen eine „Flugwache“ eingerichtet und plante weitere Beobachtungsstände, die aber nicht mehr verwirklicht wurden. Um das Knöchelhäuschen hatte man Baracken für die Soldaten angelegt, die dort rund um die Uhr ihren Dienst versahen. Neben den Soldaten waren auf dem Knöchel auch Luftwaffenhelferinnen stationiert, die sogenannten “Blitzmädchen”. Die eingetragenen Rechte mussten nun erst abgelöst werden, bevor gebaut werden durfte.
 
Im Zuge des Ausbaus des Neubaugebietes wird dann 1971 beschlossen, das Knöchelhäuschen abzureißen und das Material für andere städtische Bauvorhaben, wie Parkplatz und Tretbecken, zu verwenden. Die Hoffnung, dass sich ein Interessent finden könnte, der das Knöchelhäuschen für gastronomische Zwecke wie ein Ausflugscafé oder eine Pension erhalten würde, hatte sich leider nicht erfüllt. Ende 1971 schließlich rücken die Bagger an.
 
Seitdem soll es übrigens seltener schneien in Sachsenberg, was leicht zu erklären ist: Nach der von Adolf Böhle erzählten Sage wohnte nämlich früher Frau Holle auf dem Knöchel. Jedes Jahr im Herbst stopfte sie ihre Kissen neu mit feinen Taubenfedern. Die alten Federn verteilte Sie über die Landschaft, wo sie als Federschnee niedergingen und sich jung und alt über den ersten Schnee des nahenden Winters freute. 1971 wurde Frau Holle zumindest in Sachsenberg obdachlos ...